Eberhard Fiebig erklärt uns was es nicht gibt: Kunst


2. April 2017: Ein 4,5 Stunden Gespräch bei/mit Eberhard Fiebig in Kassel, in seiner „Räuberhöhle“, wie er mir am Telefon einige Tage vorher sein Atelier beschrieb. Jamal Tuschick hatte ich gefragt, ob er an dem Gespräch teilnehmen wolle – wir trafen uns etwas vorher und standen dann schließlich vor dem Eingang eines Neubaus, vorbei an einer Art Garageneinfahrt, dem Tor zu  art engineering. An dieses Werkstatttor holte uns Fiebig aber zurück, denn es war der Eingang,  Eintitt in einen Raum mit Holzsäge, Sägespänen, Metallbearbeitungsgeräten. Schließlich ein großer, langer Raum mit Bücherregalen, Entwürfen von Fiebigs Arbeiten,  3D-Drucker, PC-Arbeitsplätzen, Schreibtischen und einem großen Tisch in der Mitte, an den wir uns setzten. Übergangslos begann ein Seminar über Fiebigs Werkverständnis, über Kunsthandel, über die Zusammenarbeit mit Siemens, über das Handwerkliche, über Freiheit und Hegel, Adorno und Wolfram von Zastrow, über Anfänge und Pläne, realisierte und projektierte Werke.Wenn das Aufnahmegerät mitgearbeitet hat, dann kann das auch genau aufgearbeitet werden.

Eberhard Fiebig über den Kanon der Faltungen. Jamal Tuschick hört zu.

Als Jamal Tuschick die Runde gegen 17 Uhr verließ, folgte noch ein Exkurs in die Zeit des SDS. 1967 hatte Eberhard Fiebig ein Denkmal für den in Berlin vom Polizisten Kurras auf einer Anti-Schah-Demonstrationen erschossenen Studenten Benno Ohnesorg entworfen. Es sollte zwischen dem Studentenhaus und dem Philosophicum errichtet werden, so hatte es das Frankfurter Studentenparlament, mit den Stimmen von RCDS bis SDS, am 26. Juni 1967 beschlossen. Was wurde aus diesem „Projekt“? Auf den Spuren dieses Denkmals habe ich in den letzten Monaten im Universitätsarchiv Akten durchgesehen, das Stadtarchiv in Frankfurt wieder einmal besucht, die Kataloge Fiebigs und der DNB durchsucht, alte Diskus-Ausgaben mir ausgeliehen, den damaligen (1967/68) Frankfurter AStA-Vorsitzenden Birkholz  angeschrieben usw. usw. – jetzt, so ist mein Eindruck, weiss ich mehr als die damals Beteiligten. Ganz herzlichen Dank aber zunächst an Reiner Diederich, der die entscheidenden Verbindungen herstellte: Den Kontakt zu Eberhard Fiebig vor über 10 Jahren. Damals besuchten wir (Udo Riechmann, Reiner Diederich und ich) Fiebig wegen eines geplanten Krahl-Denksteins. Das ist ein eigenes Kapital. Am gestrigen 2. April ging es um das Benno-Ohnesorg-Denkmal, um die Möglichkeiten des Gedenkens und um das Scheitern dieses Versuchs. Fortsetzung folgt.


One thought on “Besuch bei Eberhard Fiebig

  1. ja, ich habe bei fiebig studiert. er war ein preussischer lehrer, der gerne offizier geworden wäre. uns studenten hat er schon früh auf selbstvermarktung gedrillt. über die konrad adenauer stiftung hat er für uns ankäufe unserer arbeiten organisiert. ein guter mann
    ernest lightway.

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