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Als Frankfurt noch ein Moloch war

Brigitte Bee: Von Querköpfen und Taugenichtsen. Geschichten aus dem Frankfurt der 80er-Jahre. Eine Rezension von Susanne Konrad

Liest man die literarischen Skizzen von Brigitte Bee, taucht das Bild eines düsteren, teils verruchten Frankfurts aus der Versenkung auf, eines Frankfurts, das wir einerseits gern losgeworden sein wollen, das wir aber andererseits vermissen. Wenn wir Brigitte Bees Miniaturen auf uns wirken lassen, kriegt das Vermissen die Oberhand. Denn sie offenbaren eine Echtheit durchlittenen Lebens, von dem in der späteren, gepflegten Hochglanzmetropole nicht mehr viel übrig ist.

Die Autorin lässt Männer zu Wort kommen, eher schrullige Typen, die irgendwie an den Rand der Gesellschaft katapultiert worden sind. Da ist der klassische Alkoholiker, der aus seiner Wohnung raus muss, genauso wie der sehnsuchtsvolle, aber übergewichtige Stalker in der Oper oder der Putzmann im Bordell, der vom Zuhälter Schläge einstecken muss. Oft ist die Rede vom Tod, vom eigenen oder von dem der anderen. In einer unprätentiösen, aber dichten Sprache werden Stimmungsbilder erschaffen, hinter denen oftmals existenzielle Sorgen stecken.

Die Texte basieren auf Gesprächen, die Brigitte Bee in den Achtzigern mit Männern zwischen 17 und 70 geführt hat. Jetzt, 40 Jahre später, hat sie die authentischen Zeugnisse zu einer überindividuellen Tonlage synthetisiert, hinter der die konkreten Personen sich auflösen. Die Lebensfragen und Probleme der Menschen bleiben aber sichtbar, genauso wie ihre Räume (Kaufhof, Eduscho und HL-Markt) und Dinge wie das Radio oder das Wienerwaldhendl. Sprachliche Sprengsel („Chaoten“, „Patte“ oder  „Smokinghemd“) schaffen eine dichte Atmosphäre und führen tief in die Seele der 1980er Jahre und ins dunkle Herz der Stadt Frankfurt, als sie noch ein Moloch war.

Die Autorin Brigitte Bee wurde 1953 geboren und lebt in Frankfurt am Main. Studium an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main mit Abschluss als Diplompädagogin (Staatsexamen in Lehramt). Sie ist freie Schriftstellerin und Dozentin für kreatives Schreiben. Seit 1982 veröffentlicht sie Prosa und Lyrik in Anthologien, Zeitschriften, im Hörfunk, TV und Theater, aber auch eigenständige Bücher, die von Frankfurter Künstlern illustriert wurden. Zahlreiche Lesungen, u.a. in der Kunstfabrik Rothenfels, im Nebbienschen Gartenhaus Frankfurt / M., in der Klosterpresse Frankfurt /M. und in der Martin-Luther-Kirche Bad Orb. Sie ist Mitglied im Kunstraum Liebusch.

www.kunstraum-liebusch.de

Susanne Konrad www.susanne-konrad.de

Brigitte Bee: Von Querköpfen und Taugenichtsen. Geschichten aus dem Frankfurt der 80er-Jahre. Kunstraum Liebusch, books on demand, 2020.

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In diesen Zeiten …
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Stadtführungen: Auf den Spuren der Revolte

Frankfurt, die ehemalige Haupstadt der Revolte, hat sie verdient:
Die
Stadtführungen auf den Spuren der Revoltejahre. Die Orte der Revolte, die Stätten des “langen roten Jahrzehnts”. Der Campus, die Uni, das Studentenhaus, die Karl-Marx, der Frauenbuchladen und die Fabrik, Nutten-Lui und das Black-Panther-Solidaritätskomitee – usw.
In 90 bis 120 Minuten kaum zu schaffen, aber wir versuchen es. Auch 2022. Termine in Kürze hier. Im Anschluß an die Führungen gibt jeweils ein Seminarangebot, in dem das Thema vertieft wird. Infos per Mailanfrage. Und ganz speziell für Gruppen gibt es auf Wunsch ganz eigene Termine.
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